Wenn Ehrenamt was bewegt: Hinter den Kulissen des Weihnachtsmarktes Bergen-Enkheim
- Jenn von Jemke

- vor 11 Minuten
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Bevor der erste Glühweinduft über den Königshof zieht und Musik die Gassen erfüllt, beginnt für uns ein anderer Moment: die Stille davor. Der Platz liegt dann noch ruhig da – leer, kalt, unscheinbar. Nichts deutet darauf hin, dass hier bald ein Weihnachtsmarkt voller Licht, Stimmen und Begegnungen entstehen wird. Für viele beginnt der Weihnachtsmarkt in dem Augenblick, in dem die Lichter angehen. Für uns beginnt er viel früher. Zwischen Kisten, Stangen, Kabeln und Werkzeug, kurzen Gesprächen, stillen Absprachen und Entscheidungen, die oft schneller fallen müssen, als man denkt. Zwischen Vorfreude, Verantwortung und dem Wissen, dass all das hier nur durch Menschen passiert, die ihre Zeit und ihr Herz in diesen Ort investieren.
Ehrenamt ist selten laut. Es wächst in unzähligen kleinen Handgriffen, in Momenten, die niemand sieht, und in dem Gefühl, etwas zu schaffen, das andere glücklich macht. Und genau dorthin möchten wir in diesem Artikel führen: zu den stillen, warmen, manchmal anstrengenden Kulissen – dorthin, wo der Weihnachtsmarkt von Bergen-Enkheim wirklich entsteht.
| Bergen-Enkheim. Die eigentliche Arbeit für den Weihnachtsmarkt beginnt lange, bevor der erste Stand aufgebaut wird. Ende August, manchmal noch im warmen Spätsommerlicht, füllen wir bereits Formulare aus, erstellen Unterlagen und bereiten Anträge vor. Die Stadt benötigt Pläne, Genehmigungen, Sicherheitsangaben – und während all das seinen Weg durch die Ämter findet, trudeln bei uns schon die ersten Ausstelleranmeldungen ein. Jede einzelne wird gelesen, sortiert, eingeplant und beantwortet – oft dann, wenn andere längst Feierabend haben. Denn Ehrenamt bedeutet, die Dinge genau in den Momenten zu erledigen, in denen zwischen Beruf, Ladenbetrieb und Alltag noch ein kleines Fenster frei bleibt.
Im Oktober wird die Vorbereitung intensiver. Die Plakate entstehen – gestaltet von Beisitzerin Alev Özer, die jedem Motiv ihren eigenen liebevollen Stil verleiht. Gleichzeitig beginnt für die Vorstandsvorsitzende des Werbeausschusses die heiße Phase: Texte für das Weihnachtsheft schreiben, Interviews führen, Beiträge recherchieren, Rezepte gestalten. Parallel dazu muss die DIN-A4-Jahresausgabe entstehen, die Anfang Dezember in den Geschäften liegen soll. Jede Seite ist Handarbeit. Jede Zeile entsteht zwischen Telefonaten, Absprachen und der Frage, wie man all das in den normalen Arbeitsalltag integriert. Anschließend wird alles von Katharina Hoffner professionell gesetzt und an die Druckerei Perfekt Druck UG geschickt.
Parallel wächst die Liste der stillen, aber wichtigen Aufgaben. Die Kindertüten werden zunächst geplant, Inhalte abgestimmt und organisiert – aber noch nicht gepackt. Gleichzeitig werden Tombola-Gewinne gesammelt, Sponsoren kontaktiert, Preise koordiniert. Für die Seniorentaschen des Ortsbeirates werden Muster erstellt und zum Druck vorbereitet. Viele dieser Dinge passieren telefonisch oder per Mail – und meistens zu Zeiten, in denen es ruhig genug ist, um konzentriert arbeiten zu können.
Ende Oktober beginnt dann die sichtbare Phase der Werbung. Die fertig gestalteten Plakate werden von der Vorsitzenden des Werbeausschusses einzeln an den Plakatträgern angebracht – ein kleines Stück Ritual, das jedes Jahr aufs Neue zeigt, wie viel Herzblut in diesem Markt steckt. Danach fährt der Zweite Vorsitzende, die Plakatträger in ganz Bergen-Enkheim aus und stellt sie an den wichtigen Punkten im Ort auf. Gleichzeitig müssen die Helfer fürs Packen der Kindertüten gefunden werden. Der Zeitpunkt ist sensibel: Die Tüten dürfen erst kurz vor dem Markt gepackt werden, damit das Obst frisch bleibt. Am Ende finden sich aber immer Menschen, die bereit sind, ihre Zeit zu schenken.
Anfang November werden Bestellungen aufgegeben – von Würstchen und Brötchen bis hin zu Getränken, dem Getränkewagen und allem, was im Hintergrund benötigt wird. Eine Sicherheitsbegehung steht an, und das Sicherheitskonzept wird sorgfältig zusammengestellt und bei Polizei und Feuerwehr eingereicht. Auch Oktablocks und Absperrungen müssen organisiert werden – jedes Jahr eine Herausforderung, weil sie schnell ausgebucht sind. Weihnachtsbäume werden geplant, geliefert und angenommen. Und natürlich entsteht der Dienstplan: ein Geflecht aus Telefonaten, Abstimmungen und Rückfragen, das am Ende dafür sorgt, dass alle Stände und Stationen gut besetzt sind.
In der Woche des Weihnachtsmarktes wird es ruhig – und gleichzeitig intensiver. Ab Dienstag oder Mittwoch werden alle Stoffe gewaschen: Decken, Auflagen, Handtücher. Alles wird frisch gemacht, damit es dem Hygienestandard entspricht. Das Material wird sortiert und geprüft. Ein großer Metro-Einkauf steht an, der sorgfältig geplant ist, denn in diesen Tagen hat ein kleiner Fehler oft große Folgen.
Am Donnerstag klingelt das Telefon fast ununterbrochen: Aussteller haben Fragen zu Zeiten, Strom, Aufbau oder besonderen Wünschen. Lieferanten stimmen letzte Details ab. Dinge werden nachgekauft, organisiert, vorbereitet. Jeder Anruf bringt ein neues Puzzleteil, das an seinen Platz fällt.
Freitag ist dann der Tag, an dem der Weihnachtsmarkt wirklich entsteht. Die ersten Aussteller treffen ein und wir zeigen ihnen ihre Standplätze. Wir helfen beim Ausladen, tragen mit ihnen gemeinsam unzählige Dinge: Zeltstangen, schwere Holzteile, Werkzeugtaschen, Deko-kisten – und manchmal sogar 20-Liter-Fässer. Alles, was bewegt werden muss, wird bewegt. Dann rücken wir Hütten zurecht, richten Dächer aus, schieben Stände ein Stück nach links oder rechts, bis alles so steht, wie es soll. Und wir lösen die kleinen und großen Herausforderungen, die beim Aufbau einfach dazugehören.
Was uns dabei besonders wichtig ist: Die Wünsche und Bedürfnisse unserer Aussteller haben für uns Priorität. Ob ein zusätzlicher Tisch, ein paar Zentimeter mehr Platz, eine Steckdose in Reichweite, Hilfe beim Dekorieren oder einfach jemand, der zuhört – wir nehmen alles ernst und setzen es so gut wie möglich um. Denn ein Weihnachtsmarkt funktioniert nur, wenn sich alle willkommen und gut betreut fühlen. Währenddessen bauen wir unsere eigenen Stände auf, holen Material aus dem Lager, nehmen Lieferungen an, bringen Getränke an ihren Platz und setzen das Sicherheitskonzept praktisch um. Der Gabelstapler bewegt die schweren Oktablocks an die vorgesehenen Stellen. Absperrungen werden aufgestellt, Mülltonnen verteilt, im Gemeindezentrum und in der Nikolauskapelle die Tische für die Aussteller bereitgestellt. Stromkästen und Kabel müssen gelegt und überprüft werden. Und zwischendurch fällt immer wieder eine Sicherung, weil irgendwo zu viele Geräte gleichzeitig laufen – dann heißt es: hingehen, neu verteilen, weiterhelfen.
Am Samstag geht es fast nahtlos weiter. Die Aussteller aus dem Gemeindezentrum und der Nikolauskapelle kommen hinzu, und wir begleiten sie genauso: beim Ausladen, beim Aufbauen, beim Finden von Lösungen. Jeder Stand, jede Person bringt eigene Wünsche, Bedürfnisse und Herausforderungen mit – und wir tun unser Möglichstes, damit alles passt und sich jeder aufgehoben fühlt. Während wir planen, organisieren und aufbauen, passiert parallel noch etwas anderes – etwas, das man nicht auf Listen schreiben kann:
Die Aussteller bereiten sich auf den Weihnachtsmarkt vor. Nicht erst ein paar Tage vorher, sondern oft das ganze Jahr. Da wird gestrickt, gebastelt, gegossen und geformt. Schmuck entsteht in geduldiger Handarbeit, jedes einzelne Teil ein kleines Unikat. Engel werden bemalt, Figuren gegossen, Holz geschliffen, Gläser verziert. In vielen Küchen wird Marmelade eingekocht, Sirup abgefüllt, Plätzchenteig ausgerollt und Kuchen gebacken. Es wird genäht, gehäkelt, geklebt und poliert – oft spät abends, nach Feierabend, wenn andere schon schlafen. All diese Dinge entstehen nicht aus Routine. Sie entstehen aus Leidenschaft, aus Kreativität, aus Freude daran, anderen Menschen etwas Schönes zu schenken. Und vor allem: Sie entstehen für Bergen-Enkheim.
All diese Dinge passieren, bevor der erste Glühwein ausgeschenkt wird. Es sind die vielen stillen Momente, die niemand sieht – und ohne die es keinen Weihnachtsmarkt gäbe.
🌙 Und was passiert, wenn das Fest vorbei ist und alle Besucher längst zu Hause sind?
Wenn der Königshof wieder still wird und die letzten Menschen mit warmen Händen und vollen Tüten den Heimweg antreten, beginnt für uns der Teil, den kaum jemand erlebt. Während in den Wohnungen schon Kerzen brennen und vielleicht noch ein Rest Glühweinduft in der Luft liegt, stehen wir — zwei Ehrenamtliche des Gewerbevereins und vier Handwerker — noch immer draußen im Dunkeln. Ohne Hektik, aber Handgriff für Handgriff lösen wir Zelte, Planen und Stände. Es ist körperlich schwer, manchmal kalt, oft feucht — doch wir arbeiten konzentriert weiter. Der Gabelstapler hebt die schweren Oktablocks an den vorgesehenen Abholplatz. Alles hat seinen Platz, jede Bewegung sitzt. Insgesamt dauert dieser Abbau rund vier Stunden, egal ob es regnet, schneit oder der Boden gefriert.
Zwischendurch sammeln wir Müll ein, sortieren falsch Eingeworfenes per Hand nach und kehren den gesamten Bereich: den Platz, die Wege, alle Übergänge. Jeder Randstein, jede Ecke wird einmal durchgegangen — weil wir den Platz sauber übergeben möchten, denn wir lieben unser Bergen-Enkheim sauber.
Auch die geliehenen Absperrungen und Beschilderungen bringen wir sorgfältig zurück an ihren festen Abholort. Wenn der Platz schließlich leer ist, wartet der nächste Teil:
Im Lager werden Materialien, Kabel, Deko, Lichterketten und Werkzeuge wieder eingeräumt und ordentlich verstaut. Das kostet Zeit und Kraft und dauert meist nochmals rund anderthalb Stunden. Doch damit ist die Nacht noch nicht vorbei. Wir gehen auch ins Gemeindezentrum, kontrollieren die Räume, räumen auf und stellen sicher, dass alles wieder so aussieht wie vorher. Auch die Nikolauskapelle wird geprüft — ob alles sauber ist, nichts beschädigt wurde und keine Laternen, Tüten oder Deko zurückgeblieben sind.
Erst danach setzen wir uns an den Kassenabschluss. Die letzten Belege, das Sortieren, Abrechnen, Eintragen — rund vierzig Minuten konzentrierte Arbeit, wenn die körperliche schon getan ist. Und irgendwann, wenn die Uhr längst weit nach Mitternacht zeigt, gehen wir mit müden Armen, aber einem guten Gefühl nach Hause.
Am nächsten Morgen treffen wir uns dann noch einmal im Tageslicht zur letzten Begehung. Nur ein kurzer Rundgang — um sicherzugehen, dass wirklich nichts übersehen wurde.
Was danach bleibt, ist vor allem eines: Dankbarkeit. Dankbarkeit für die vielen Menschen, die diesen Markt überhaupt möglich machen.
Wir danken Pfarrerin Frau Fuchs für die offene Kirche sowie den Gottesdienst am Sonntagmorgen. Wir danken ABAS-Verkehrssicherung für die Leuchttafel und die Absperrungen, die jedes Jahr zuverlässig dafür sorgen, dass alles sicher steht und sicher bleibt. Wir danken zudem dem Saalbau für die Bereitstellung der Nikolauskapelle und den hilfreichen Ansprechpartner vor Ort.
Ein herzliches Dankeschön gilt auch der Evangelischen Gemeinde für die Räumlichkeiten im Gemeindezentrum. Wir danken all unseren Ausstellern, die mit so viel Liebe, Zeit und Leidenschaft ihre Waren vorbereitet haben. Und wir danken den zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die anpacken, wenn andere längst zuhause sind.
Ein großes Dankeschön gilt auch den Tombola-Sponsoren, die mit ihren Preisen unsere Tombola erst möglich machen und viele fröhliche Gewinnmomente schaffen.
In diesem Jahr hatten wir gleich zwei Nikoläuse: Am Samstag war Johann zum ersten Mal bei uns und hat die Kinderaugen zum Leuchten gebracht. Am Sonntag hat uns Nikolaus Thomas begleitet, der vielen bereits aus den Vorjahren vertraut ist. Unser Dank gilt ebenso den Nikolaus-Helferinnen, die im Hintergrund unterstützen, vorbereiten, organisieren und dafür sorgen, dass jeder Besuch beim Nikolaus ein schöner Moment wird. Selbstverständlich danken wir auch den Handwerkern, die uns beim Aufbau, Abbau und bei allen technischen Herausforderungen zur Seite stehen.
Großer Dank geht an MATZ e.V., die den Kinder-Malwettbewerb in diesem Jahr in erster Linie möglich gemacht haben, sowie an Torsten Emmel von der Frankfurter Sparkasse als zweiten Partner des Projekts. Gemeinsam haben sie vielen Kindern eine kreative Freude bereitet, und die Jury hat sich die Zeit genommen, jedes einzelne Bild aufmerksam und wertschätzend zu betrachten, vielen Dank dafür.
Wir danken den Mitgliedern des Gewerbevereins, die freiwillig Standdienste übernommen und das Wochenende mit Leben gefüllt haben. Ein herzliches Dankeschön geht auch an den KVE, der sofort eingesprungen ist, als uns am Wurststand die Handschuhe ausgegangen waren. Solche Momente zeigen den Zusammenhalt, der Bergen-Enkheim so besonders macht.
Wir danken außerdem der Stadtkapelle, der Chorgemeinschaft Liederlust und dem Posaunenchor der Evangelischen Kirche für ihre musikalischen Beiträge und Auftritte im Gemeindezentrum, die die besondere Atmosphäre des Weihnachtsmarktwochenendes bereichert haben.
Wir danken der Apfelweinkönigin für die feierliche Ziehung der Tombola-Gewinne.
Weiterhin wollen wir uns gerne bei der Wirtschaftsförderung, insbesondere bei Volker Nienhuys bedanken, da die Wirtschaftsförderung uns dieses Jahr die Senioren Taschen fördert.
Wir danken außerdem Dagmar Mehling-Muth für die hausgemachte Currysoße, die viele Gäste begeistert hat.
Und natürlich danken wir den Betrieben, ohne die ein Weihnachtsmarkt kulinarisch kaum denkbar wäre:
Getränke Rach für die zuverlässige Getränkelieferung,
die Firma Höhl für den bereitgestellten Getränkewagen,
die Metzgerei Dürr für die Würstchen und
Bäcker Schaan für die frischen Brötchen.
Ein besonderer Dank gilt dem Organisationsteam des Gewerbevereins:
Hemke Feith, Marcel Blaum, Ann-Kathrin Mehling, Walter Fix und Jennifer Bristow.
Gemeinsam habt ihr geplant, vorbereitet, organisiert, telefoniert, gerechnet und dafür gesorgt, dass aus vielen einzelnen Bausteinen ein stimmiger Weihnachtsmarkt entsteht. Und zu guter Letzt bedanken wir uns herzlich bei den Besuchern und Besucherinnen, dass Ihr unseren Weihnachtsmarkt so lebendig macht.
Am Ende bleibt ein Weihnachtsmarkt, der nur deshalb existiert, weil viele Menschen ein Stück ihrer Zeit, Energie und ihres Herzens hineingeben. Und genau das macht ihn zu einem Weihnachtsmarkt, der Bergen-Enkheim jedes Jahr ein bisschen heller macht.
Einblicke in diese oft unsichtbaren Stunden finden Sie in unserer kleinen Aufbau-Galerie – Momentaufnahmen, die zeigen, wie aus vielen Händen ein Weihnachtsmarkt entsteht:
Bilder-Galerie: Erstes Bild Anklicken und Stöbern :)
Die Eröffnung des Weihnachtsmarktes in diesem Jahr :






















































































































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